Die Zeit meines Lebens – "Dirty Dancing" in Ost und West

Die Zeit meines Lebens – "Dirty Dancing" in Ost und West

Es ist 1987, Filmmesse in Cannes an der Cote d‘Azur. Gerd und Beate Bender schauen sich die amerikanische Produktion „Dirty Dancing“ an. Die meisten Männer verlassen den Raum nach wenigen Minuten, keiner kann mit dem kitschigen Tanzfilm etwas anfangen. Beate Bender bleibt und überredet ihren Mann, Geld für ein paar Kopien locker zu machen. Mit ihrem kleinen westdeutschen Filmverleih gehen sie damit ein großes Risiko ein. Aber der Film wird einer der größten Erfolge der bundesdeutschen Kinogeschichte.

Ganz im Gegensatz zu Frankreich – dort ist Patrick Swayze noch kein Star. Außerdem haben es ausländische Filme schwer, die Nouvelle Vague hat das einheimische Publikum stark geprägt. Erst heute hat der Film sein Publikum gefunden, läuft auf Sonderveranstaltungen in ausgewählten Kinos. Die Pariser  ARTE-Moderatorin Romy Straßenburg kennt den Film aus ihrer Jugend in Ost-Berlin. Als Kind übt sie die Tanzfiguren aus „Dirty Dancing“, und ihre Eltern filmen mit. Im Sommer 1989 ist der Film in die DDR-Kinos gekommen. Er trifft auf eine Stimmung zwischen tristem Alltag und Vorzeichen großer Veränderungen. Die Potsdamer Matthias Freydank, Jana Raschmann und Cosima Heinold sind heute zwischen Mitte 40 und Ende 50. Für sie ist „Dirty Dancing“ ein Zeichen von Freiheit. Die DDR-Fernsehsendung „ELF 99“ lädt Tanzpaare vor das Kino International in Ost-Berlin und feuert damit das Fieber richtig an.

Charlotte Huster ist 19 und gehört zur neuen Fan-Generation. Auch sie ist begeistert von den Tanzszenen und der Liebesgeschichte. Doch sie sieht noch etwas anderes in dem Film: Für sie ist Baby eine feministische Figur – selbstbewusst, verantwortungsvoll, ehrlich, solidarisch.

Sendetermin: Sonntag, 10.07.2022, 23:30 Uhr, ARTE

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