Ute Schnebel hat vor sechs Jahren eine neue Schulform für Schulabbrecher erfunden. „Alle jungen Menschen, die wir verlieren - das ist nicht nur menschlich eine Katastrophe, sondern auch gesellschaftlich, wirtschaftlich und finanziell.“, sagt die Gründerin des Projekts „Das andere Schulzimmer“. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch in einem angemieteten Mannheimer Ladenlokal. Um sie herum sitzen in kleinen Lerngruppen Schüler und Schülerinnen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen die Haupt- oder Realschule nicht geschafft haben. Auch die Gründe für einen Schulabbruch sind individuell – Mobbing, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, schwierige Familienverhältnisse. Schnebels Team besteht aus sechs angestellten und 32 ehrenamtlichen Lehrern und Lehrerinnen, viele von ihnen nicht ausgebildet – so wie Daniel Daubenberger. Der pensionierte US-Soldat gibt Englischunterricht. Mit Jan May übt er für die mündliche Englischprüfung. Der 25-Jährige, der viele Jahre in Jugendheimen gelebt hat, holt im „Anderen Schulzimmer“ seinen Schulabschluss nach und träumt von einer Ausbildung zum Social Media Manager im Musikbereich.
Burak Caniperk läuft durch seinen Kiez in Berlin. Ein hartes Pflaster zum Aufwachsen – Gewalt, Armutsprostitution, Drogen. Der Streetworker kennt die Teenager-Perspektive aus seiner eigenen Jugend. „Da hätte ich mir jemanden gewünscht, der kommt und sagt: ‚Hey, warum sitzt du hier und warum bist du nicht in der Schule?‘“. Caniperk organisiert Fußballspiele, veranstaltet kleine Street Food-Events oder ist in seinem Büro immer erreichbar. Er nimmt sich Zeit für jeden Jugendlichen, der Hilfe braucht oder einfach nur mal reden will. Und so haben er und sein Team schon manchem jungen Menschen doch noch zum Schulabschluss verholfen.
Sendetermin: 02.10.2024 | 19:40 | ARTE
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